Benefizfußballspiel - Bilder online
FB, Benefizspiel Winterolympioniken - Effelder - 2014_7
Danke, Effelder
Foto: Mario Regenberg
„Iss doch a schöna Sach!" Über 700 Zuschauer teilen am Donnerstagabend den von Norbert Brehm, Mannschaftsbetreuer der Fußballer in Effelder, im korrekten Deutsch wiedergegebenen Eindruck. Beim Benefizspiel zugunsten von „Freies Wort hilft" ringen die Thüringer Winterolympioniken der Gastgeber-Elf ein 4:4 ab.
Von Lars Fritzlar
Effelder – Der neunjährige Tim Happich ist erst seit kurzer Zeit beim Fußball, doch er ist Teil eines Spektakels, das seine Väter und Großväter in Effelder noch nicht erleben durften. Beim Benefizspiel der Heimelf gegen die Thüringer Winterolympioniken am Donnerstagabend darf er als Einlaufkid seinen Teil zum Gelingen der Veranstaltung beitragen. „Ich bin schon ganz aufgeregt", lässt er sich noch vor dem Anpfiff von Schiedsrichter Reinhard Meusel entlocken. Er wisse allerdings noch nicht, welchen der Wintersport- Sterne er aufs Feld führen darf. Doch er landet, wie seine Kumpel auch, einen Volltreffer. Biathlet Erik Lesser bekommt von Tim den Weg zum Mittelkreis gezeigt. Was für ein Moment! „Iss doch a schöna Sach", pflichtete auch Norbert Brehm, der Mannschaftsleiter der Fußballer, bei. Denn anders als zur Kirmes am Endspielsonntag regnet es nicht in Effelder, sondern die Sonne verlängert ein wenig den deutschen Fußballzauber von Brasilien – nur eben auf der Nordhalbkugel. Klar, Effelder ist jetzt nicht gerade bekannt für köstlichen Caipirinha und Mojito, doch der kleine Ort offenbart auch bei südamerikanischer Hitze eigene, wohlschmeckende Qualitäten:
Christine Kalies und Daniela Henninger haben es am Kaffee- und Kuchenstand zunächst schwer, vor allem Heißgetränke an den Mann (und die Frau) zu bringen. Umso besser klappt es mit dem Kuchenverkauf. „Kokos und Streusel läuft gut", vermelden beide, können sich aber ein Augenzwinkern nicht verkneifen, denn mehr als Süßes stehen Limo, Bier Bratwurst und Brätl im Kurs der 700 Zuschauer.
„Ha nüber muusst han dun", gibt Manfred Bräutigam wertvolle Tipps an die ballführenden Protagonisten seines Vereins. Als Grillmeister vor Ort verfolgt er das Benefizspiel aus einer besonders hitzigen Position und ist überrascht: Nach dem Anpfiff gäbe es sonst keine Schlange am Grill, diesmal aber schon.
„Wir mussten in der zweiten Halbzeit tatsächlich Getränke und Bratwürste nachordern", verrät Fredy Stammberger, Vorsitzender des Vereins, der mit den Zuschauerzahlen mehr als zufrieden ist. „Klar hätt's ein paar mehr sein können. Aber ihr könnt jetzt sagen was ihr wollt, ich bin wirklich zufrieden."
Das dürfte auch Fußball-Abteilungsleiter Mario Kluck sein, der mehrmals die Zuschauerzahlen zu schätzen oder zählen versucht und es immer noch nicht fassen kann, dass beinahe ein alter Rekord aus der Saison 94 geknackt wurde. „Knapp Tausend müssen es gewesen sein – damals", meint er. Im ersten Jahr nach dem Aufstieg in die Bezirksliga gastierte im ersten Spiel Hildburghausen in Effelder. „Wir lagen zur Pause 0:3 hinten." Frank Völlert habe dem SC 09 gleich drei Eier ins Nest gelegt. „Wir haben das Ding aber noch beinahe gedreht und 3:3 gespielt", berichtet er und verzeichnet zeitgleich eine merkliche Schwellung im Brustbereich.
Das liegt aber sicher auch daran, dass „seine" Jungs auch in der Gegenwart „das Ding" drehen wollen. Zunächst trifft aber Biathlet Lesser (30.) ins Schwarze. Und Sekunden vor der Pausenerfrischung – Sportredakteur Thomas Sprafke und Sponsor Alexander Stötzer hatten zuvor eigenhändig die Wintersportler mit Getränken versorgt – erhöht Chris Rohmeis für die prominenten Gäste gar auf 0:2 und beschert damit Kluck ein eher mulmiges Gefühl in der Magengegend. Das ändert sich nach Wiederbeginn: Toni Lenkardt bricht nach einer Stunde den Bann und verkürzt auf 1:2. Ronny Wöhner (77.) gleicht geschickt aus und sorgt mit seinem Treffer für etwas mehr Stimmung auf den Rängen. „Er hat seinen Torriecher wiedergefunden", heizt Moderator Jürgen Eckstein die Stimmung auf und verpasst beinahe, wie „Blitzer" Stötzer im Bärenkostüm auf den Platz stürmt.
Zwar geht die Olympia-Auswahl erneut in Führung (Rohmeiß trifft nach Vorlage von Lucas Fratzscher), doch Wöhner kommt jetzt richtig in Fahrt, gleicht aus (81.) und bedankt sich bei Vorlagengeber Lenkardt mit einem eigenen Superpass, den „der Toni" zur erstmaligen SC-Führung verwertet. Alexander Kröckel sorgt aber mit seinem Treffer in der Schlussminute für fußballerische Gerechtigkeit.
Apropos Gerechtigkeit: Auch die über 90 Minuten in der Hitze ausharrenden Wintersportfans kommen in der „dritten Halbzeit", zur Autogrammstunde ihrer frisch geduschten Stars, zu ihrem Recht. Geduldig signieren Kirchner, Lesser, Peiffer & Co. Autogramme – allerdings nicht mehr im unikaten Dress aus dem Hause Intersport Wohlleben, denn diese hat Auktionator Eckstein längst unter den Hammer gebracht. Zur Überraschung vieler werden in der Tat alle Trikots der Wintersportler versteigert – ebenfalls für den guten Zweck.
Und dass Einlaufkid Tim Happich am Ende den ersten Torschützen der Partie (Erik Lesser) alles Gute wünschen darf, lässt die Vermutung zu, dass auch für den Neunjährigen dieser Donnerstagabend zu einem bleibenden Erlebnis geworden ist. Sollte er seinem Sport die Treue halten, haben am Ende alle Mitgestalter dieses Benefizspieles etwas Einzigartiges vollbracht.